Praxiseinblicke aus dem Buch

Rügenwalder Mühle – Veggie ist uns nicht Wurst

                                                                 

Claudia Hauschild, die Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der Rügenwalder Mühle, beschreibt den Auslöser für die Transformation: „Uns war es schon immer besonders wichtig, auf die Wünsche der Verbraucher einzugehen, und wir haben gesehen, dass immer mehr Menschen weniger Fleisch und Wurst essen. Da lag es nahe, dass wir unsere Kompetenz in der Wurstherstellung auch dafür nutzen, leckere Alternativen herzustellen und uns zu einem Lebensmittelhersteller mit zwei gleichwertigen Standbeinen zu entwickeln.“

Zur eigentlichen Transformation sagte einer der damaligen Geschäftsführer Godo Röben: „Es war eigentlich höchste Zeit – nur einfach war es nicht.“ „Wir mussten die Produktion überdenken, Prozesse umstellen, uns neue Zulieferer suchen, mit vorhandenen über Qualitäten sprechen, neue Produkte entwickeln, Supermärkte ins Boot holen, über innovative Werbung nachdenken und auch darüber, mit welchen Vorurteilen wir konfrontiert werden würden.“ Veggie-Produkte waren anfangs noch „Risikogebiet“. Entsprechend groß waren die Skepsis und die Angst innerhalb der Belegschaft, von denen viele aus dem Fleischerhandwerk kommen.

Das Unternehmen begann eher intuitiv mit der Veränderung: zuhören, ausprobieren, Fehler zulassen und einfach machen. Als sich dann der Erfolg einstellte, war das für alle Beteiligten ein großer Motivationsschub. Die wichtigste Kernbotschaft für die Mitarbeiter bei der Transformation erläutert Michael Hähnel, Geschäftsführer seit 01.01.2020 und der erste des Traditionsunternehmens, der nicht aus der Gründerfamilie kommt: „Ein klares Ziel vorgeben, es permanent erklären und daran festhalten. Die Organisation sollte nach vorn ausgerichtet sein. Eine Botschaft war besonders wichtig: Das, was wir bisher geleistet haben und was wir können, ist unser Fundament für alles, was nun kommt. Und so war es dann ja auch. Es sind keine Stellen weggefallen, niemand wurde überflüssig.“

Zu der Zukunft und Veränderung erläutert Claudia Hauschild: „In erster Linie richtet sich unser Sortiment nach den Bedürfnissen der Verbraucher und den Marktgegebenheiten, es finden hier immer wieder Anpassungen statt. Gleichzeitig versuchen wir, alle Produkte auch in Sachen Klimaschutz und Tierwohl weiter zu verbessern. Daher haben wir uns beispielsweise auch vorgenommen, möglichst viele der vegetarischen Alternativen auf vegan umzustellen.“

Vorteil bei der Transformation war, dass die Verarbeitung von Fleisch und von pflanzlichen Proteinen ähnlich abläuft. Das Know-how der Mitarbeiter war weiterhin gefragt. Dies erleichterte auch, das mit der Transformation verbundene Wachstum von 450 Mitarbeiter:innen vor der Veggie-Einführung auf mittlerweile knapp 850 Mitarbeiter:innen besser umzusetzen.

Die Rügenwalder Mühle hat sich mit der Transformation auf den Weg zu einem vollwertigen Lebensmittelhersteller und damit permanenter Veränderung gemacht. „Ich werde oft gefragt, wann wir denn da endlich durch sind, wann die Umwandlung zu Ende ist. Meine Antwort ist dann: Da gibt es kein durch. Die Veränderungen werden weitergehen. Die Wellen werden flacher, aber der Markt wandelt sich permanent und wir müssen uns anpassen“, sagt Michael Hähnel.

Quelle: Rügenwalder (2021)

 

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